Judith:
Klangtheater:
Mi 28 05 2025:
Foto: Laura Nickel
Uraufführung
Text nach dem Schauspiel von Leonora Carrington, in einer deutschen Übersetzung von Sophie Steinbeck und Stephan Langer (Deutsche Erstaufführung)
Textfassung von Giulia Giammona
Musik von Johannes Brömmel
Eine Produktion des Hessisches Staatstheater Wiesbaden in Kooperation mit dem Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum Salzburg
Textfassung von Giulia Giammona
Musik von Johannes Brömmel
Eine Produktion des Hessisches Staatstheater Wiesbaden in Kooperation mit dem Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum Salzburg
16+
Sprache:
DeutschInhalt:
Körber Studio-Preisträgerin Giulia Giammona mit ihrem Regie-Debüt in Wiesbaden
Dieses Klangtheater ist inspiriert durch eine mythologische Frauenfigur: Judith. Ihr hat die surrealistische Malerin und Schriftstellerin Leonora Carrington ein kurzes, bislang unveröffentlichtes Drama gewidmet. Darin verschmelzen die biblische Frau und Carringtons eigene biografische Persona mit Fantasien von Gewalt, Macht und Befreiung.
„Judith, ich bin gekommen, um dich nach Hause zu bringen und zu heiraten.“
In einem häuslichen Raum, der zugleich Erinnerungsraum ist, findet sich Judith wieder zwischen väterlicher Übermacht, Carearbeit und der Aufgabe, den Stammbaum weiterzuführen. Schauspielerin, Sängerin und Musiker*innen verbinden ihre Stimmen und evozieren fantastische Bilder und die Möglichkeit einer Befreiung.
Giulia Giammona erarbeitet gemeinsam mit ihrem Team aus Komponist Johannes Brömmel und Bühnenbildnerin und Bildhauerin Mariella Maier eine Uraufführung, die Text und Gesang, Raum und Klang verbindet.
In Giulia Giammonas Theater verbinden sich Elemente von Oper, Schauspiel und Tanz zu bildstarken Erzählungen. 2017 bis 2019 war sie Spielleiterin an der Bayerischen Staatsoper, wo sie im Rahmen der Festspielwerkstatt ihre ersten eigenen Regiearbeiten zeigte. Nun schließt sie ihr Regiestudium am Mozarteum Salzburg – Thomas Bernhard Institut, Department für Schauspiel, Regie und Applied Theatre mit einer Inszenierung am Staatstheater Wiesbaden ab.
Eine Produktion des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden in Kooperation mit dem Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum Salzburg
Dieses Klangtheater ist inspiriert durch eine mythologische Frauenfigur: Judith. Ihr hat die surrealistische Malerin und Schriftstellerin Leonora Carrington ein kurzes, bislang unveröffentlichtes Drama gewidmet. Darin verschmelzen die biblische Frau und Carringtons eigene biografische Persona mit Fantasien von Gewalt, Macht und Befreiung.
„Judith, ich bin gekommen, um dich nach Hause zu bringen und zu heiraten.“
In einem häuslichen Raum, der zugleich Erinnerungsraum ist, findet sich Judith wieder zwischen väterlicher Übermacht, Carearbeit und der Aufgabe, den Stammbaum weiterzuführen. Schauspielerin, Sängerin und Musiker*innen verbinden ihre Stimmen und evozieren fantastische Bilder und die Möglichkeit einer Befreiung.
Giulia Giammona erarbeitet gemeinsam mit ihrem Team aus Komponist Johannes Brömmel und Bühnenbildnerin und Bildhauerin Mariella Maier eine Uraufführung, die Text und Gesang, Raum und Klang verbindet.
In Giulia Giammonas Theater verbinden sich Elemente von Oper, Schauspiel und Tanz zu bildstarken Erzählungen. 2017 bis 2019 war sie Spielleiterin an der Bayerischen Staatsoper, wo sie im Rahmen der Festspielwerkstatt ihre ersten eigenen Regiearbeiten zeigte. Nun schließt sie ihr Regiestudium am Mozarteum Salzburg – Thomas Bernhard Institut, Department für Schauspiel, Regie und Applied Theatre mit einer Inszenierung am Staatstheater Wiesbaden ab.
Eine Produktion des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden in Kooperation mit dem Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum Salzburg
Content Note:
Der Text von Leonora Carrington thematisiert Gewalt und Missbrauch.
Interview mit dem Team
Regisseurin Giulia Giammona, Komponist Johannes Brömmel und Bühnenbildnerin Mariella Maier im Gespräch mit Katja Leclerc und Sophie Steinbeck
KL: Carrington malt Menschen und oft auch Tiere. In ihren Bildern steckt etwas Archetypisches, gleichzeitig erzählt sie über ihre Biografie, über ihre Kindheit in einem patriarchalen Elternhaus.
Giulia Giammona: In der Tat arbeitet Carrington mit Elementen von Märchen, Sagen und klar erkennbaren Symbolen, die sie umarbeitet. Judith Butler weist auf diese Technik des Überschreibens von Klischees hin. Indem Carrington an bekannte Figuren und Narrative anknüpft, haben ihre Überschreibungen und umgedeuteten Bilder einen hohen Wiedererkennungswert.
ST: Bei „Judith“ denkt man vielleicht zuerst an die Frau, die Holofernes geköpft hat – die Frau, die sich für die Freiheit ihres Volkes geopfert hat, indem sie eine Nacht mit dem Anführer der Feinde verbrachte. Ist dies auch die Judith von Leonora Carrington?
Giulia Giammona: Ich denke, dass der Titel eine Verbindung mit bekannten mythologischen Figuren herstellt, ist durchaus gewollt. „Judith“ entstand 1961, als Leonora Carrington reifer war und bereits einiges erlebt hatte: Sie hatte sich von ihrem Elternhaus losgesagt und war nach Südamerika ausgewandert. Für dieses Stück greift sie Motive der biblischen Geschichte auf und versetzt sie in einen häuslichen Kontext. Sie stellt Judith zwei Männerfiguren gegenüber, die beide ebenfalls biblische Namen tragen, wenn auch aus anderen Geschichten: Der geköpfte Mann ist hier der Vater Isacchar, der eine patriarchale Übermacht nicht nur gegenüber der Tochter Judith darstellt, sondern auch gegenüber Esrom, der sie zur Frau nehmen will. Esrom zerbricht unter dem Druck des Männerbildes des Vaters, der ihn zur Vergewaltigung anstachelt. Judith ist auch hier eine Witwe, also eigentlich eine freie Frau, wenn sie sich nicht um ihren alten Vater kümmern müsste. Anders als in der biblischen Geschichte befreit Judith hier jedoch nur sich selbst, kein Volk.
KL: Das Bühnenbild greift den häuslichen Kontext auf, in den Carrington ihre Titelfigur setzt. Wodurch ist es inspiriert?
Mariella Maier: Wir haben einen Innenraum gesucht, der die Prägung durch die patriarchale Familie erzählt, gleichzeitig aber auch mit diesem wüstenhaften Ort, an dem „Judith“ spielt, in Verbindung steht. Giulia und ich haben uns mit dem Familiensitz der Carringtons, Crookhey Hall in Nordwest England, beschäftigt. Das dortige Kaminzimmer erschien uns wie die bildliche Verkörperung der patriarchalen Strukturen, unter denen Carrington aufwuchs, und so entschlossen wir uns, zentrale Elemente daraus in das Bühnenbild zu übernehmen: den Kamin und die getäfelten Holzwände. Dazu passt auch, dass das Feuer eine prägende Rolle im Stück spielt: Judith kocht darauf die Suppe für den Vater, später verbrennt sie den abgeschlagenen Kopf. Das Material Holz findet sich ebenfalls im Text: Gibeon, der Stuhl, gibt immer wieder ein Knarzen von sich und wird schließlich zerhackt und zu Asche verbrannt.
ST: In „Judith“ spielt explizite und implizite Gewalt eine Rolle: miteinander leben müssen in gewaltsamen Machtverhältnissen, einen Vater pflegen müssen, der eine Vergewaltigung nicht nur billigt, sondern befiehlt. Der Übergriff selbst findet im „Off“ statt, sodass sich die Frage nach Zeigen und Verbergen von Gewalt stellt. Wie kamst du auf das Material Naturkautschuk, und warum eignet es sich für dieses Spiel aus Enthüllen und Verhüllen?
Mariella Maier: Mit Naturkautschuk kann man sehr präzise Abdrücke nehmen von Räumen und Strukturen. Das ist für mich wie Geschichte zu speichern und sichtbarzumachen. Es ist zudem ein sinnliches Material. Es erinnert an Haut, scheint aber auch etwas Gewaltvolles an sich zu haben. Manche der Mitarbeitenden in den Werkstätten ekelten sich, wenn sie an den Materialproben und Bühnenbildelementen von „Judith“ vorbeikamen. Man kann, je nachdem wie dick oder dünn er ist, durch Naturkautschuk hindurchsehen – oder auch nicht.
KL: Wir beschreiben die Inszenierung „Judith“ als Klangtheater. Inwieweit steckt Musik in Leonora Carringtons Text?
Johannes Brömmel: Im Text ist viel akustisches Material eingebunden, angefangen bei Regieanweisungen – das Zelt bebt, wenn jemand es betritt, die Klänge der Wüste, die von außen hereindringen, unterirdisches Gebrüll – bis hin zu einem knarzenden und sprechenden Stuhl. Es gibt viele Phänomene, die wir nicht direkt als Musik bezeichnen würden, die uns aber ähnlich wie beim Soundtrack eines Films helfen, in eine Welt einzutauchen. Im Stück kommen zudem drei Songs vor, sie rahmen es am Anfang und am Ende und teilen es in der Mitte. Wir haben einen Begriff gesucht, der weiter gefasst ist als „Musiktheater“, denn es gibt darin auch Anteile von Schauspiel und choreografischen Gesten.
KL: Du hast Musik für die drei Songs geschrieben. Wie unterscheiden sie sich?
Johannes Brömmel: Der erste Teil ist als Prolog angelegt. Ein Textabschnitt daraus wird in unserer Inszenierung zu einem wiederkehrenden Motiv. Judith singt darin von einer mondlosen Nacht, von gesichtslosen Vögeln. Für mich ist das ein Ausdruck von Sehnsucht. Sie ist Witwe, sie trauert. Der zweite Song ist ein Barockkorsett – darin steckt Vergangenheit. Ich habe dafür musikalische Motive von Alessandro Scarlatti, Johann Sebastian Bach und Igor Strawinsky aufgegriffen und eigene Musik daraus entwickelt. Der Vater fordert Judith auf, dieses Lied für ihn zu singen. In diesem Song steckt eine äußerliche Vorstellung davon, wie eine Frau zu sein hat, zu singen hat. Den dritten Song würde ich beschreiben als befreienden Tanz.
ST: Die Gleichzeitigkeit von Zeiten prägt auch die Besetzung dieses Theaterabends: Wir sehen drei Judiths in unterschiedlichem Alter. Warum?
Giulia Giammona: Ein erster Schritt, sich dem Stoffkomplex „Judith“ zu nähern, war es, Abbildungen davon anzuschauen. Auf berühmten Barock- Gemälden von beispielsweise Caravaggio oder Artemisia Gentileschi ist Judith nie alleine, sondern oft in Begleitung einer älteren Frau, einer Amme oder Gehilfin. In „Judith“ stecken Frauenfiguren verschiedener Zeiten: die biblische Judith, die Judith der Handlung und in gewisser Weise auch Leonora Carrington. In unserer Auseinandersetzung mit dem Stück haben sich drei Zeiten herausgebildet, die nun durch drei Judiths auf der Bühne vertreten sind.
Johannes Brömmel: Ein wichtiges Thema des Stücks ist die Weitergabe von intergenerationellen Traumata. Wir erleben einen Vater, der eine schwarze Pädagogik praktiziert. Es findet ein Missbrauch statt. Wie kann Judith mit diesen Erlebnissen weiterleben?
Giulia Giammona: Leonora Carrington beschreibt in vielen ihrer Werke eine Metamorphose. Auch Judith verwandelt sich mithilfe Gibeons in einen Greif und fliegt davon. Die Wandlung der äußeren Form ist eine Befreiung. Für uns ist interessant herauszufinden, wie wir diese Wandlung musikalisch und mit verschiedenen Theaterformen umsetzen können: Schauspiel, Gesang, Instrumentalmusik.
Das ganze Gespräch können Sie im Programmheft zur Produktion nachlesen.
Johannes Brömmel: Ein wichtiges Thema des Stücks ist die Weitergabe von intergenerationellen Traumata. Wir erleben einen Vater, der eine schwarze Pädagogik praktiziert. Es findet ein Missbrauch statt. Wie kann Judith mit diesen Erlebnissen weiterleben?
Giulia Giammona: Leonora Carrington beschreibt in vielen ihrer Werke eine Metamorphose. Auch Judith verwandelt sich mithilfe Gibeons in einen Greif und fliegt davon. Die Wandlung der äußeren Form ist eine Befreiung. Für uns ist interessant herauszufinden, wie wir diese Wandlung musikalisch und mit verschiedenen Theaterformen umsetzen können: Schauspiel, Gesang, Instrumentalmusik.
Das ganze Gespräch können Sie im Programmheft zur Produktion nachlesen.
English version:
Judith
Wed 28 05
Studio
Based on the play by Leonora Carrington, in a German translation by Sophie Steinbeck
Text version by Giulia Giammona
Music by Johannes Brömmel
15+
Language: German
Giulia Giammona’s work blends opera, drama, and dance into visually striking narratives. From 2017 to 2019, she served as theatre director at the Bavarian State Opera, where she presented her first directorial works as part of the Festspielwerkstatt. Now completing her directing studies at the Mozarteum Salzburg, she brings her final production to Staatstheater Wiesbaden. This interdisciplinary musical work is inspired by the mythological figure of Judith. The surrealist painter and writer Leonora Carrington, whose plays are now being rediscovered, dedicated a short, previously unpublished drama to her. In Carrington’s vision, the biblical heroine merges with elements of the writer’s own biography, intertwining fantasies of violence, power, and liberation. Together with composer Johannes Brömmel and set designer and sculptor Mariella Maier, Giammona is developing a world premiere that fuses text and song, space and sound, bringing Judith to life in a bold new way.
A production by the Hessisches Staatstheater Wiesbaden in cooperation with the Thomas Bernhard Institute of the Mozarteum University Salzburg
Musical Direction & Piano: Miyeon Eom
Direction: Giulia Giammona
Composition: Johannes Brömmel
Stage Design: Mariella Maier
Costume Design: Lisa Behensky
Dramaturgy: Katja Leclerc/Sophie Steinbeck
Extras: Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Studio
Based on the play by Leonora Carrington, in a German translation by Sophie Steinbeck
Text version by Giulia Giammona
Music by Johannes Brömmel
15+
Language: German
Giulia Giammona’s work blends opera, drama, and dance into visually striking narratives. From 2017 to 2019, she served as theatre director at the Bavarian State Opera, where she presented her first directorial works as part of the Festspielwerkstatt. Now completing her directing studies at the Mozarteum Salzburg, she brings her final production to Staatstheater Wiesbaden. This interdisciplinary musical work is inspired by the mythological figure of Judith. The surrealist painter and writer Leonora Carrington, whose plays are now being rediscovered, dedicated a short, previously unpublished drama to her. In Carrington’s vision, the biblical heroine merges with elements of the writer’s own biography, intertwining fantasies of violence, power, and liberation. Together with composer Johannes Brömmel and set designer and sculptor Mariella Maier, Giammona is developing a world premiere that fuses text and song, space and sound, bringing Judith to life in a bold new way.
A production by the Hessisches Staatstheater Wiesbaden in cooperation with the Thomas Bernhard Institute of the Mozarteum University Salzburg
Musical Direction & Piano: Miyeon Eom
Direction: Giulia Giammona
Composition: Johannes Brömmel
Stage Design: Mariella Maier
Costume Design: Lisa Behensky
Dramaturgy: Katja Leclerc/Sophie Steinbeck
Extras: Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Stammbesetzung:
Musikalische Leitung und Klavier:
Miyeon Eom
Inszenierung & Kostüme:
Musikalische Leitung, Komposition und live-Elektronik:
Bühne:
Mitarbeit Kostüme:
Dea Bejleri
Dramaturgie:
Regieassistenz:
Kostümassistenz:
Sofia Presutti
Gesang:
Schauspiel:
Stimme von Isacchar:
Flöte:
Statisterie:
Ida Rauschnabel/Clara Weidmann
Besetzung:
Musikalische Leitung und Klavier:
Miyeon Eom
Inszenierung & Kostüme:
Musikalische Leitung, Komposition und live-Elektronik:
Bühne:
Dramaturgie:
Mitarbeit Kostüme:
Dea Bejleri
Widdermaske:
Carmen Schabracq
Licht:
Joachim Schmitz
Regieassistenz:
Kostümassistenz:
Sofia Presutti
Termine:
So
01 06 2025
18 Uhr
Mo
09 06 2025
18 Uhr
Fr
13 06 2025
19.30 Uhr
So
29 06 2025
18 Uhr
Making of Bühnenbild:
Mediathek:

Alyona Rostovskaya
Foto: Laura Nickel

Von links nach rechts: Alyona Rostovskaya, Evelyn M. Faber
Foto: Laura Nickel

Evelyn M. Faber
Foto: Laura Nickel

Foto: Laura Nickel

Ida Rauschnabel
Foto: Laura Nickel

Alyona Rostovskaya (links) und Evelyn M. Faber
Foto: Laura Nickel

Benjamin Viziotis (links) und Evelyn M. Faber
Foto: Laura Nickel

Alyona Rostovskaya & Evelyn M. Faber
Foto: Laura Nickel

Alyona Rostovskaya (links), Ida Rauschnabel und Evelyn M. Faber
Foto: Laura Nickel

Evelyn M. Faber
Foto: Laura Nickel

Benjamin Viziotis, Alyona Rostovskaya, Evelyn M. Faber
Foto: Laura Nickel

Benjamin Viziotis
Foto: Laura Nickel

Alyona Rostovskaya
Foto: Laura Nickel