Bühne & Kostüme:

Nanako Oizumi:

Foto: Johanna Stolzenberger
Was ist dein Sehnsuchtsort?
What is your place of longing?
Ich fühle mich von Osteuropa immer angezogen. Die vielfältigen Kulturen und die verschiedenen Architekturstile, die sowohl europäische als auch orientalische Einflüsse haben, die herzhaft leckere Küche und die stets bewegende Geschichte, die oft mit den Schmerzen von Krieg und Krisen verbunden ist, faszinieren und interessieren mich. Auch der Klang der Sprachen finde ich sehr schön. Ich habe schon versucht, Polnisch und Russisch zu lernen, und hoffe, dass ich darin weiterkomme.


Wie sah deine Ausbildung aus?
What’s your educational background?
Schon früh war mir klar, dass ich Kunst studieren wollte. Ich war immer diejenige, die zu Hause malte, Comics zeichnete und sie meinen Freunden zeigte oder Plakate für das Schulfest entwarf.
Während meines Studiums der freien Künste in Tokio wurde mir jedoch bewusst, dass ich mich nicht in der Welt der freien Kunst durchsetzen wollte / konnte. Es schien mir trostlos, dass viele Künstler zusätzlich zu ihrer künstlerischen Tätigkeit noch einen Vollzeit-Brotjob haben mussten. Das war für mich zu unsicher. Daher stieß ich auf das Bühnenbild. Das schien mir toll, dass ich zuerst Aufträge bekam, und danach produzieren konnte.Nach meinem Abschluss arbeitete ich als Bühnenbildassistentin in Tokio – eine spannende, aber auch harte Zeit. Meine Chefin entwarf etwa 30 Stücke pro Jahr, was in Japan nicht ungewöhnlich war. Daher war es oft nicht möglich, an vielen Proben teilzunehmen. Stattdessen entwarf man, reichte die Entwürfe ein und begleitete nur die technische Einrichtung und die Endprobe, während man schon an fünf anderen Stücken arbeitete. Ich assistierte fünf Jahre und lebte danach noch einige Jahre als freischaffende Bühnenbildnerin in Tokio.
Doch mit der Zeit wuchs in mir der Wunsch, langsamer zu arbeiten und mehr Zeit für jedes einzelne Stück zu haben, um den Entstehungsprozess besser zu begleiten und zu verstehen, wie meine Arbeit von den anderen Künstlern interpretiert und genutzt wird. Ich wollte intensiver interagieren.
Dann fand ich die Möglichkeit, als Stipendiatin ein Jahr lang an den Münchner Kammerspielen zu hospitieren. Da mir die Arbeitsweise und der Ablauf der Produktionen in Deutschland sehr gefiel, entschloss ich mich, zu bleiben. Ich bewarb mich bei mehreren Theatern und bekam eine Assistenzstelle in Bremen. Dort arbeitete ich fünf Jahre lang als Assistentin. Es war ein langer Weg.

Wovon träumst du heute?
What do you dream of now?
Ich träume davon, meinen Beruf als Bühnen- und Kostümbildnerin weiterhin auszuüben, aber ein etwas familienfreundlicheres Leben führen zu können. Das scheint mir derzeit wie ein ferner Traum, aber schon kleine Schritte in diese Richtung wären wunderbar. Zum Beispiel träume ich von 100% pünktlichen Zügen, auf die ich mich immer verlassen kann, sodass ich nicht ständig 2-3 Stunden Puffer einplanen muss, die meine private Zeit einschränken.

Was begeistert dich?
What inspires you?
Ich lebe seit 11 Jahren in Deutschland, und immer wieder fasziniert mich das Pfandsystem für Getränkebehälter. Ich frage mich jedes Mal, warum nicht alle anderen Länder dieses System übernehmen. Das ist so genial.


Was machst du am liebsten außerhalb des Theaters?
What do you like doing besides theatre?
Ich bin eine leidenschaftliche Hobbyläuferin. Lange Strecken zurückzulegen bereitet mir große Freude. Ich kann dabei richtig in mich gehen, mich konzentrieren und komplett abschalten. Mein Beruf ist in dieser Hinsicht praktisch, weil ich immer in neuen Städten bin und dort neue Laufstrecken entdecken kann. Das macht das Laufen interessanter, als immer dieselbe Strecke zu laufen. In diesem Winter muss ich fleißig trainieren, da ich Ende März an einem 33-km-Wettbewerb teilnehmen möchte. Mein bisheriger Bestrekord für einen Halbmarathon liegt bei 1 Stunde, 57 Minuten und 10 Sekunden.

Aktuelle Produktionen:

Nächste Termine:

https://www.staatstheater-wiesbaden.de/ Hessisches Staatstheater Wiesbaden Christian-Zais-Str. 3, 65189 Wiesbaden
Sa
22 02 2025
17 Uhr
Premiere: JUST: Wartburg:
Musiktheater von Misha Cvijović und Jan Sobrie
10+
12 €